Unser drittes Jahr

Vollnkirchen im Frühjahr 2022
Es kommt Leben auf dem Hof: Im zeitigen Frühjahr haben wir unsere Hecken gepflanzt. Obwohl es vermehrt Niederschläge gegeben hat, die den Oberboden aufweichten und die Begehbarkeit stark einschränkten, war das Ausheben der Pflanzlöcher schwierig, weil tiefere Bodenschichten noch trocken und hart waren. Nach dem Pflanzen der Hecken haben wir auch da, wo es möglich war, einen Wildzaun aufgestellt.
Ostersonntag war es noch recht kalt. Da hat dann unsere Sau die ersten Ferkel geworfen. Die großen Jungs wollten mit der Mama zum Auferstehungsgottesdienst nach Volpertshausen, der schon um 6:00 Uhr anfing. Da wurde ich dann von unserem Ältesten geweckt: "Papa, die Sau hat Ferkel." Ich bin dann auch in den Stall und habe 9 Ferkel und eine relativ ruhige Sau gesehen. Die großen Jungs sind mit der Mama zum Gottesdienst und ich habe den Stall gemacht, die Ferkel nachgesehen und Heizstrahler aufgestellt, um etwas mehr Wärme in den Stall zu kriegen. Die Neuigkeit der geborenen Ferkel sprach sich in unserem Dorf herum und es kamen viele, um die Schweine anzugucken.
Als sich das Wetter etwas besserte, wollte ich gerne Hafer säen. Der Boden war noch recht kalt und der Schwergrubber zog gut faustgroße Kluten auf das Saatbeet. Ich habe dann den Hafer von Hand gesät, wie ich es hier bislang immer gemacht hatte. Danach habe ich die Saat zum Teil angewalzt. Die Saat ging leider sehr spärlich auf. Es gab einen sehr lückigen Bestand. Einige Zeit später konnte ich von meiner Schwester einen gebrauchten Striegel bekommen.

Das zweite Jahr

Vollnkirchen im Frühjahr 2021
Das Anbaujahr 2020 war von vielen bis dahin unbekannten Umständen geprägt. Zum einen fing zu dieser Zeit die Corona Pandemie an, mit den vielen Herausforderungen, und zum anderen war die Witterung sehr anspruchsvoll. Die Pandemie sorgte dafür, dass unsere geplanten Familiensamstage nicht stattfinden durften. Es hatten sich durchaus einige Interessierte gemeldet und auch angemeldet. Das hat uns überrascht und auch den Ansatz für diese Familiensamstage bestärkt. Trotzdem verlief sich das starke Interesse im laufe des Jahres.
Bei der Anbauplanung kam bei uns die Überlegung auf, lieber kleinparzellig anzubauen. Damit wollten wir erreichen, dass wir mehr Vielfalt auf den Acker bekommen.  Wir haben dann auf einer 0,8 ha Fläche Kartoffeln, Zuckermais, Gemüse, Futterrüben (Runkeln oder Dickwurz) und Honigweide, also eine Blühmischung und Buchweizen angebaut. Wir wollten damit etwas mehr Vielfalt auf unseren Acker bringen. Der andere Acker sollte uns mit Süßlupinen das Viehfutter bereichern. Süßlupinen sind Leguminosen. Daher bilden sie beim Wachstum Stickstoff im Boden für folgende Kulturen und als Futter liefern sie wichtiges Eiweiß für die Tiere. Die Lupinen wurden mit Gerste zusammen gesät. Die Gerste dient dazu die Lupinen zu stützen. Aber durch eine ungenügend tieflockernde Bodenbearbeitung liefen Gerste und Lupinen nicht gut auf. Durch die folgende Trockenheit wurde der Aufwuchs noch schlechter. Irgendwann im Frühsommer standen dann nur noch Disteln auf dem Acker. Die kommen mit festem Boden und Trockenheit viel besser zurecht als andere Kulturpflanzen. Bevor die Disteln sich vermehren konnten, wurde die Fläche gemulcht. Ein anschließender Versuch den Boden flach zu pflügen wollte nicht gelingen. Der Pflug schrubbte über den festen Boden weg oder er zog stark ein und brach große feste Schollen auf, die nicht zu bearbeiten waren.
Die Kartoffeln kamen gut auf. Kurz vor der Blüte kamen uns dann auch die Kartoffelkäfer zu Besuch. Mit Federballschläger und großen Eimern bewaffnet zogen wir aus, um Käfer zu klopfen. Das ging sehr gut und als dann Krautfäule und Alternaria (Pilzerkranung) die Blattmasse reduzierten, konnten wir mit Käferklopfen aufhören. Der Sommer war sehr heiß geworden und nun schien die Sonne auf Kartoffelknollen, die nicht vom Erdwall bedeckt waren. Dadurch werden die Knollen grün und dann auch faulig. Ein Anhäufeln der Dämme war nicht möglich. So entschlossen wir uns die Kartoffeln in den letzten heißen Tagen des Sommers zu ernten. Ein Freund mit seinem kleinen Vollernter hat dabei geholfen. Die Kartoffeln wollten aufgrund der hohen Erntetemperaturen aber nicht in Keimruhe gehen. So mussten wir mit viel Lüften und umpacken der Kartoffeln entgegen wirken, um keine gekeimten Kartoffeln zu kriegen.
Der Kohl ging auch gut auf , wollte aber dann keine Köpfe bilden. Die entwickelten sich erst im Spätsommer sehr spärlich. Ich habe in diesem Jahr viel von Kohl gehört, der keine Köpf bilden wollte.    
Die Futterrüben und der Mais liefen auch eher bescheiden auf. Sie dienten bei der Ernte dann als Viehfutter und der Mais als Saat für das Folgejahr. 
Die Möhren haben den Sommer gut überstanden und wir haben noch lange davon essen können.
Im Winter habe ich unsere erste Sau mit Sperma von einem Pietrain Eber besamt. 

Wie alles anfing

Vollnkirchen im Mai 2020
Vor nunmehr drei Jahren konnten wir im schönen Vollnkirchen eine kleine Hofstelle kaufen. Diese alte Hofstelle spiegelte unser Vorhaben und unsere Ziele bis ins Detail wieder. Wir hatten hier nach langem Suchen und vielen Besichtigungen und Überlegungen das Gefunden, was wir gesucht haben. Ein Wohnhaus zum Schlafen und Wohnen, Nebengebäude für die Tiere, die Gerätschaften, für Vorrat und Werkstatt. Dazu Ackerflächen, um auch Landwirtschaft machen zu können. Selbst ein Baumstück mit Apfelbäumen wurde unser. Und völlig unbemerkt haben wir in unserer näheren und weitläufigeren Umgebung nette, hilfsbereite und aufgeschlossene Menschen dazu bekommen, die uns begrüßen, mit uns reden, uns helfen, zuhören, unser Tun hinterfragen, uns Tipps geben und uns aufnehmen. Es hätte nicht besser kommen können oder wie ich zwischendurch von einem entfernt Bekannten gesagt bekam, nachdem ich erwähnte jetzt in Vollnkirchen zu wohnen: "Es gibt schlimmeres". Kurzum wir haben hier ein neues Zuhause gefunden.

Nur der Ackerboden, mit dem ich ein persönliches Problem habe, stellt mich vor neue Herausforderungen. Auf den leichten Sandböden oder den so genannten Sandmischkulturen, auf denen ich bis dahin zu Hause war, sind zugegebenermaßen nicht so anspruchsvoll in der Handhabung. Pflügen, grubbern, säen, fertig. Dort ist es bei fast jedem Wetter möglich erfolgreiche Bodenbearbeitung zu machen. Es ist egal, ob es regnet oder ob es seit Wochen keinen Niederschlag gegeben hat. Man muss nur aufpassen, dass man bei allzu nassem Wetter nicht auf dem Feld stecken bleibt und der Nachbar mit seinem großen Traktor helfen muss, um den festgefahrenen wieder zu befreien. Oder man sollte beim Gülle ausbringen eine geschlossene Traktorkabine haben, wenn der Wind von hinten kommt, sonst läuft man Gefahr nicht nur den Duft sondern auch ein gesprenkeltes Gesicht mit sich herum zu tragen. Hier ist es so, dass nach dem Pflügen ein groß scholliger Boden da liegt und man nun auf Frostgare wartet oder entsprechendes Werkzeug einsetzten muss, um ein feinkrümmeliges Saatbeet zu bekommen solange die Restfeuchte ein Bearbeiten zulässt. Sonst hat man in der Vegetation Brocken liegen, die weniger einem Saatbeet der guten fachlichen Praxis ähnelt als einem Geröllplatz. Ich befinde mich eben im nicht enden wollenden Lernprozess. Im ersten Anbaujahr hatten wir noch recht einfache Erfolge zu verbuchen. Die haben ihren Ursprung wohl in der ordentlichen und pflichtbewussten Wirtschaftsweise der Vorbesitzer. Es gab keine Beikrautprobleme und der Boden war noch ausreichend mit mineralischem Dünger versorgt. Ich hoffe aber, dass sich der Boden vom langjährigen Herbizideinsatz erholt und das ein oder andere Beikraut den Acker wieder bereichert. Auch hoffen wir auf ein wiederbeleben im Boden. Wir wollen mit Mist und Kompost Nahrung für den Boden liefern, damit der wiederum Nahrung für die Pflanzen liefern kann. Das wird aber noch ein bisschen dauern, bis wir da angekommen sind und hoffentlich die Kinder und deren Kinder davon Nutzen tragen.